Die BUKO abgewickelt

Reinhard Folk

Mehr als ein viertel Jahrhundert war ihr nicht gegönnt. Ministerin Herta Firnberg hat’s gegeben, Ministerin Elisabeth Gehrer hat’s genommen: dem Mittelbau eine gesetzlich verankerte Institution, ein Sprachrohr für die 1975 aus der Unsichtbarkeit ans Licht Gebrachten, ZuarbeiterInnen, MitarbeiterInnen, kurz, für den wissenschaftlichen Nachwuchs. Es ist der sogenannte Mittelbau, eigentlich der Unterbau, auf dem der Oberbau ruht und die BUKO sollte seine Belange seine Sicht der Universität gegenüber dem Staat vertreten. Im UOG75 wurde die BUKO verankert, 1977 konstituiert, gleich aufgerufen zur Stellungnahme zu Gesetzen und zu unterstützender Beratung der an den Universitäten tätigen Gremien, aber auch als Diskussionspartner des Ministeriums. Mitbestimmen hieß die Devise, warum denn auch nicht, die Zukunft mitgestalten, Althergebrachtes überwinden, glaubte man.

Gerade durch die Öffnung der Strukturen an den Universitäten konnte eine Internationalisierung der österreichischen Wissenschaften eingeleitet werden. Der Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung brauchte einen starken Mittelbau, ForscherInnen die selbstbestimmt und selbstverantwortlich ihren Ideen, gefasst in Projekten, nachgingen. Bottom-up heißt das heutzutage. Dies leistete die neue Stellung des Mittelbaus an den Universitäten und dessen Positionierung in der Universitäts- und Forschungspolitik.

Aber nicht alle sahen in der verbesserten Stellung des Mittelbaus einen Vorteil für das Ganze. Natürlich brachte das UOG75 einen Machtverlust für Ordinarien. Nichtberufene stiegen auf, hatten letztendlich die gleichen Aufgaben in Forschung und Lehre. Das Bild der Lehrlinge, Gesellen und Meister (Lecher 1974, dann wieder Feistritzer 1985) galt schon längst nicht mehr, war und ist aber noch in vielen Köpfen verankert. Weitere Reformen wurden durchgeführt, teils Rückschritte, teils Fortschritte, immer begleitet von Sparpaketen, die insbesondere für die Dynamik im Personalwesen negative Auswirkungen hatten.

Versteinerung des Mittelbaus und Gremienuniversität waren die Schlagworte. Friktionen ergaben sich immer aus der Diskrepanz zwischen Reformen auf dem Papier und den an den Universitäten herrschenden Ansichten. Ziel der BUKO war und ist die Herstellung von gleichen Rechten und Möglichkeiten für UniversitätslehrerInnen mit gleichen Pflichten; eine leistungsorientierte Dynamik statt festgeschriebener Hierarchie kann der Universität die Spielräume eröffnen, von denen sie immer spricht. Das UG2002 verwirklicht dies nicht! Im Gegenteil. Der wissenschaftliche Nachwuchs versinkt wieder in der Unsichtbarkeit der wissenschaftlichen DienstleisterInnen und ZuarbeiterInnen. Die Spirale hat sich einmal gedreht, das Verhältnis zum Staat hat sich im Sinne des Neoliberalismus verändert. Die BUKO wird abgewickelt.

Sind dies die richtigen Antworten auf die internationale, insbesondere aber europäische Entwicklung? Ein Forschungsraum, eine Universitätslandschaft aber gleichzeitig eine Zersplitterung der Universitäten im Wettbewerb (gemeint in einem wirtschaftlichen, nicht wissenschaftlichen!). Welch Widersinn gerade im Moment der Europäisierung der Universitäten universitätsübergreifende Organe zu reduzieren. Es ist wahr, kein anderes Land hat Bundeskonferenzen eingerichtet, aber Österreich hätte hier Vorbild sein können.

Andere werden nun die universitätspolitischen Aufgaben übernehmen müssen. Der ULV ist eine dieser Organisationen, die dafür in Frage kommen. Der ULV war schon innerhalb der BUKO durch einige seiner Mitglieder vertreten, er ist es auch innerhalb der Gewerkschaft vertreten und er ist, was ich für wesentlich halte, parteipolitisch unabhängig, so wie die BUKO. Aber der ULV ist auch nur so stark wie er durch das Engagement seiner Mitglieder gemacht wird. Er muss um Mitglieder werben, diese müssen sich engagieren, zweifellos eine schwierige Aufgabe für die Universitätslehrer in befristeten Arbeitsverhältnissen, in denen sich der Mittelbau in Zukunft befinden wird. Von einer Abschaffung des Mittelbaus ist immer die Rede, aber es wird ihn auch in Zukunft geben und, ich bin sicher, er wird sich zu Wort melden.

Ao.Univ.-Prof.Dr. Reinhard Folk
(Vorsitzender)