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Hochschul­lehrer fordern "Reparatur" des Unigesetzes

Redaktion, 20. Oktober 2006, 10:03

Keine Mehrheit für Professoren im Senat, Aufhebung der Kurientrennung, Kontrolle des Gehalts der Uni-Räte
https://derstandard.at/2392330/Hochschullehrer-fordern-Reparatur-des-Unigesetzes

Wien - „Reparaturen“ am Universitätsgesetz (UG) fordert der UniversitätslehrerInnenverband (ULV). Dringendste Maßnahmen: Eine Änderung der Mehrheitsverhältnisse in den Senaten, wo die Professoren künftig nicht mehr über die absolute Mehrheit verfügen sollen, eine Aufhebung der Kurientrennung zwischen den einzelnen Uni-Lehrern, Erleichterungen in Habilitations- und Berufungsverfahren und eine Kontrollmöglichkeit bei der Vergütung der Uni-Räte, so ULV-Vorsitzender Christian Cenker und Pressereferent Wolfgang Weigel bei einer Pressekonferenz am Montag in Wien.

Derzeit seien die Unis mit dem UG kaum zu führen, meinte Cenker. „Mit der neuen Struktur ist keine Spitzenforschung möglich.“ Ansonsten würde man ja keine Elite-Uni mit eigener Struktur errichten müssen.

Derzeit sei der Senat „unausgewogen zusammengesetzt“, meinte Weigel. Die ordentlichen Professoren verfügen über eine absolute Mehrheit, die Studenten kommen auf ein Viertel der Stimmen, Mittelbau (inkl. außerordentliche Professoren) und nicht-wissenschaftliches Personal teilen sich den Rest. Stattdessen sollten die Professoren aber von allen anderen Gruppen zusammen überstimmt werden können, so Weigel. Langfristig wäre es überhaupt besser, die Kurientrennung in Professoren und Mittelbau aufzuheben und eine einheitliche Kurie aller Universitätslehrer zu schaffen.

Auch die Habilitationsverfahren bzw. Berufungen könnten vereinfacht werden. So sei es etwa nicht nötig, dabei grundsätzlich vier Gutachten einzuholen. Im Normalfall reichten dafür zwei Stellungnahmen, da ohnehin umfangreiche Publikationslisten verfügbar seien. Für die Habilitationsverfahren fordert der ULV die Einführung eines Instanzenzugs. Derzeit seien gegen Entscheidungen nur Beschwerden beim Verwaltungsgerichtshof (VwGH) möglich, so Weigel: „Und der ist sicher nicht das Organ für inhaltliche Kontroversen.“

Ein Dorn im Auge ist dem ULV auch der Umstand, dass das Aufsichtsgremium, der Universitätsrat, selbst die Vergütung seiner Mitglieder festlegt. Hier sollte eine Kontrollmöglichkeit durch den Senat geschaffen werden, meinte Weigel - zumal es dabei oft um erhebliche Beträge gehe.

Außerdem sollen die Mitarbeiter der Universität auf allen Ebenen mehr Mitsprache erhalten, forderte Cenker. Das heiße allerdings nicht unbedingt die Neu-Etablierung einer „Kommissionitis“. In jedem normalen Unternehmen seien regelmäßige Jour Fixe an der Tagesordnung - nur hießen sie dort eben nicht Kommissionen.

Weitere Forderung: Die Schaffung durchgängiger Laufbahnmodelle ähnlich dem „tenure track“ in den USA. Derzeit hätten die jungen Mitarbeiter kaum Interesse, für die Institution Universität zu arbeiten, sondern müssten primär auf „ihren“ Karriereweg schauen, so ULV-Uni-Wien-Vorsitzende Michaela Schaffhauser-Linzatti. Nach ihrer Dissertation würden die Jungen die Uni verlassen, um in die Wirtschaft zu gehen - entscheidend für die wissenschaftliche Arbeit sei aber nicht die Dissertation, sondern die Publikation in renommierten Journalen. Daran seien die Jüngeren aber nicht immer interessiert, „weil's ja für die Karriere im Unternehmen nix bringt“. Umgekehrt sei die Zahl der Publikationen aber eines der Kriterien der Uni-Finanzierung. (APA)


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